Der Zeichner Ingo Fröhlich
Als ich das Atelier von Ingo Fröhlich in der Berliner Torstraße 111 an einem kühlen Wintertag zum ersten Mal betrat, flackerte ein Feuer im Ofen, die Teekanne stand darauf. Ingo Fröhlich schenkte ein und legte Scheit um Scheit nach. Von den Wänden herab hingen seine großformatigen Zeichnungen in einem eigens dafür erfundenen Hängesystem. Immer wieder wurde umgehängt, um neue Diptychen und Triptychen von Zeichnungen zu präsentieren. Strich um Strich gearbeitet aus dem Rhythmus der Bewegung heraus – so wie in seinen Raumzeichnungen. Darin öffnet sich ein Kosmos schier unendlicher Möglichkeiten der Zeichnung, eines unendlichen Vokabulars im Notieren von erfahrener Welt. Das Atelier ist für ihn ein Raum der Erkundungen von Linien und Formen, von Zeichnungen und Installationen, Ordnungen und Anordnungen, von Wegen und Umwegen. Hier atmet die Freude und Lust am Experimentieren und Variieren. Die Wände sind angefüllt mit Skizzen und Notationen. Das Atelier ist ein unverzichtbarer Ort der Erkenntnis. ... Ingo Fröhlich konjugiert seine Bildideen mit konzeptueller Kontinuität durch, in Reihungen und Paarungen, die Differenz des Gleichen, die Themen immer wieder variierend. ....
Ingo Fröhlich analysiert mit den Mitteln und Möglichkeiten der Zeichnung die Natur und die Landschaft, ihre Bewegung und Veränderung. Dem Zeichnen als komplexem Vorgang geht ein jahrzehntelanges Suchen und Erkennen voraus, bevor die Vorstellungen über die Bewegung der Hand auf dem Papier Gestalt annehmen. ... Er folgt in seinen Zeichnungen dem Wechselspiel der Natur, ihren Erscheinungen und Formen, ihren Phänomenen und Gesetzmäßigkeiten, ihrer unendlichen Erscheinungsvielfalt. Es ist ein seismografisches Abtasten von Struktur und Schraffur und die Übersetzung und Abstrahierung zur Linie.
Die Arbeiten Ingo Fröhlichs widmen sich systematisch-konzeptuellen Erkundungen der Zeichnung über die Grenzen des Papiers hinaus. Dabei spielen Zeit und Raum ebenfalls eine wichtige Rolle. ... Aus einem tiefsinnigen subtilen Abtasten erwachsen im Prozess des Zeichnens Erkenntnisse zur Wahrnehmung und Transformation von Welt, die in der Linie ihre Gestalt finden. »Zeichnungen sind Konzentrate von Zeit und Raum, Zukunft und Vergangenheit, psychischer, geistiger bis metaphysischer Erfahrung und Denken.« (Lucie Beppler)
Linien verwandeln die Fläche. Sie spielen mit Raum, Tiefe und Illusion. ... Es ist ein seismografisches Abtasten von Struktur und Schraffur und die Übersetzung und Abstrahierung zur Linie.
Das Spektrum seiner Zeichnungen reicht von streng konzeptuellen Kompositionen auf Papier und im Raum bis hin zu leichthändig lockeren Landschaftsskizzen, die auf Autofahrten quer durch Europa oder in stiller Abgeschiedenheit während des Atelier vagabond entstanden. ...
Ingo Fröhlich konjugiert seine Bildideen mit konzeptueller Kontinuität durch, in Reihungen und Paarungen, die Differenz des Gleichen, die Themen immer wieder variierend.
Auszug aus dem Katalogtext von Frizzi Krella, Farbe und Linie im Unendlichen, in: Je dessine le temps, tu peins l’instant/Atelier vagabond, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Berlin 2021, S.49-51.
Ingo Fröhlich | |||
Geboren 1966 auf Norderney, | |||
Lebt und arbeitet in Berlin | |||
1981-84 Ausbildung zum Schreiner (Nordernay) | |||
1985-88 Ausbildung als Holzbildhauer, Berufsfachschule für Holzbildhauerei und Schreinerei Berchtesgaden | |||
1992-98 Studium der Freien Plastik bei Prof. Inge Mahn (Diplom), Kunsthochschule Berlin Weißensee (KHB) | |||
seit 1999 Gründung und Leitung des Kunst- und Projekthauses Torstraße 111 – Forum für zeitgenössische Kunst, Berlin e.V. | |||
1999-2000 Meisterschüler bei Prof. Inge Mahn (KHB) | |||
2000-02 Master of Art in interdisciplinary Studies, M.A. (KHB) | |||
seit 2011 Zusammenarbeit mit der Malerin Ulrike Seyboth in zahlreichen Ausstellungs- und Katalogprojekten: Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment | |||
Einzelausstellungen (Auswahl) | |||
2022 | ATELIER VAGABOND, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Maison de Heidelberg, Montpellier (F) | ||
Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Galerie Fenna Wehlau | |||
JOURNAL DE SÈTE | Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Le Réservoir – Art & Patrimoine, Sète (F) | |||
Atelier Vagabond – Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, BLMK – Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst, Frankfurt/O | |||
Atelier Vagabond, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Le Rèservoir - Art & Patrimoine, Sète (FR) | |||
2021 | Je dessine le temps, tu peins l‘instant, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Musées de Sens (FR) (Katalog) | ||
2020 | Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Guardini- Stiftung, Berlin (Katalog) | ||
2019 | D‘où je viens, les nuages dorment sur les montagnes, D‘où tu viens, la mer rêve dans le brouillard, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, FONDATION DU PIOCH PELAT – ARPAC, Castelnau le Lez/Montpellier (FR) | ||
Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Kulturfabrik – Kunstver ein Schopfheim | |||
2017 | Je dessine le temps, tu peins l’instant – En dialogue avec Hérisson, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Ancien Trésor Public, Hérisson (FR) | ||
2016 | Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, blauhaus, Nürnberg | ||
2015 | Je dessine le temps, tu peins l‘instant, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich en dialouge, PARC, Village des Arts et Métiers, Octon (FR) | ||
Zeppelin Archive, Galerie Listamenn, Reykjavik, mit Daniel Björnsson (IS) (Katalog) | |||
2014 | Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment, Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich im Dialog in Jena, Städtische Museen/Kunstsammlung Jena (Katalog) | ||
2013 | Drawings, Galerie Hein Elferink, Staphorst (NL) | ||
Ankunft: Neue Musik, Zeitgenössische Oper Berlin, Performance zu For Bunita Marcus von Morten Feldman, Hauptbahnhof Berlin | |||
2012 | Suomenlinna – Ulrike Seyboth & Ingo Fröhlich, Goethe-Institut Helsinki/HIAP (FIN) | ||
Various, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Kunstruine, Berlin (Katalog) | |||
2010 | Zeitensprung, Villa Henckel, Potsdam | ||
2008 | neue Arbeiten, Einzellausstellung in der Ausstellungsreihe: Das erste Haus am Platz | Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin | ||
2006 | anatomia del trazo y la linea, Ministerio de Escultura / Museo National des Artes Visuales, Montevideo, Uruguay (URY) | ||
2004 | strik og liná, Galerie Kling og Bang, Reykjavik (IS) | ||
2003 | zeichnungen, Ausstellungsraum gutleut 15, Frankfurt a. M. | ||
Gruppenausstellungen (Auswahl) | |||
2024 | Light up, Galerie Fenna Wehlau, München | ||
2023 | Art Karlsruhe, Galerie Fenna Wehlau | ||
2021 | Rosé auf Eis, WESTSIDE/Galerie Kleindienst, Leipzig | ||
2020 | TORTORTOR 1:1:1, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin (Katalog) | ||
Liberté, FIGURE DE PROUE, Salles Saint-Pierre & La Fabrique, Avallon (FR) (Katalog) | |||
2019 | Landpartie, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Potsdam | ||
2018 | NGORONGORO II, Berlin gallery weekend 2018 – Studios Jonas Borgart (Katalog) | ||
L‘art se fait nature, Vendémiaires d‘automne, Saint Mathieu de Trévieres (FR) (Katalog) | |||
Treffpunkt Gartensaal, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, Brandenburg | |||
2016 | Ausgezeichnet, Galerie Hein Elferink, Staphorst (NL) | ||
paperfile on Tour, oqbo Berlin zu Gast in der Artothek, München | |||
2014 | TRANSNORD, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin | ||
2013 | Macht Kunst, Deutsche Bank Kunsthalle, Berlin (Katalog) | ||
Tarantula Tentacle, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin | |||
2012 | Losito-Kunstpreis, Nominierung, Altes Waisenhaus, Potsdam | ||
paperfile, Galerie oqbo, Berlin | |||
2011 | Hotspot Berlin, Georg Kolbe Museum Berlin (Katalog) | ||
drawing now, Drawing Centre Diepenheim (NL) (Katalog) | |||
drawings, Galerie Hein Elferink, Staphorst (NL) | |||
MMX 5, Berlin (Katalog) | |||
2010 | Restmengen, Kunstverein Tiergarten / Galerie Nord (Katalog) | ||
2009 | selected artists, NGBK | Katalog | ||
2008 | Frieze Art Fair, mit der Kling og Bang Galerie, London (IS) | ||
2007 | 111 vs Kling og Bang, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin | ||
2005 | schwarz auf weiß, Ausstellungsraum gutleut15, Frankfurt a. M. | ||
2004 | linien, Galerie Fleisch, Berlin | ||
2003 | haushalten, Galerie Pankow, Berlin | ||
Länderspiel, Ausstellungsraum gutleut15, Frankfurt a. M. | |||
2002 | Kühle Räume Kühlräume, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin | ||
2001 | ausgezeichnete räume, Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Berlin | ||
2000 | light show, Galerie Wieland, Berlin | ||
Auszeichnungen, Förderungen und Stipendien
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2021 | Arbeits- und Residenzstipendium, Le Reservoir Sète (FR) | ||
2020 | INITIAL – Arbeitsstipendium der Akademie der Künste Berlin | ||
Arbeits- und Residenzstipendium, Stiftung Kunstdepot Göschenen (CH) | |||
Projektförderung Kunst- und Projekthaus Torstraße 111, Bezirkskulturfonds Berlin-Mitte | |||
2019 | Publikationsförderung, Stiftung Kunstfonds Bonn | ||
2018 | Arbeitsstipendium des MWFK, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf | ||
2017 | Artist in Residence, Mairie d’Hérisson, Auvergne-Bourbonnais (FR) | ||
2015 | Artist in Residence, Village des Arts et Metiérs PARC, Octon (FR) | ||
2013 | Artist in Residence in Flatery, unterstützt von Borgarstjórn-Isarfjördur, Vestfjords (IS) | ||
Projektförderung, Käthe-Dorsch-und Agnes-Straub-Stiftung Berlin | |||
2012 | Arbeitsstipendium, Goethe-Institut Helsinki/HIAP, Suomenlinna (FIN) | ||
Projektförderung, Bezirkskulturfonds Berlin-Pankow | |||
2010 | Projektförderung, Berliner Senat | ||
2008-09 | Arbeitsstipendium, Berliner Senat | ||
2008 | Internationaler Kulturaustausch vs. Island, Berliner Senat | ||
2003-04 | DAAD Stipendium auf Island (IS) | ||
2000-01 | NAFÖG Stipendium, Berlin | ||
2000 | Nominierung zum bauhaus award 2000 | ||
1998 | Mart-Stam-Förderpreis | ||
Kunst im öffentlichen Raum | |||
2021 | Ondes du temps, Kunst-am-Bau-Projekt/Bodenzeichnung im Cour épiscopale der Kathedrale von Sens (FR) | ||
2018 | Wandzeichnung, Schloss Wiepersdorf | ||
2015 | Eingeladener Wettbewerb, Kunst-am-Bau-Projekt in der Kita Pappelallee, Kulturamt Pankow | ||
2014 | Eingeladener Wettbewerb, Kunst-am-Bau-Projekt im Logensaal, Frankfurt a. O. | ||
2013 | Ankunft: Neue Musik, Zeitgenössische Oper Berlin, Performance zu For Bunita Marcus von Morten Feldman, Hauptbahnhof Berlin | ||
2011 | Intervall, Ausgestaltung des Treppenhauses des Goethe-Instituts Helsinki im Rahmen der Designhauptstadt Helsinki 2011 – gefördert durch das Goethe-Institut Helsinki, Deutsche Botschaft (FIN) | ||
2005 | Der Berg, Palast der Republik, in Zusammenarbeit mit raumlabor Berlin und Pyonen | ||
2003 | Lichtinstallation im Außenraum, Ankauf einer Skulptur im Innenraum der Philipp-Schaeffer-Bibliothek Berlin, mit La Piazza | ||
Hotel Neustadt – HALL(O) Neustadt, Lichtinstallation zum Theaterfestival in Halle-Neustadt, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, mit La Piazza | |||
2002 | fassade fragile, UIA Congress rethinking space-time-architecture, mit der Künstlergruppe La Piazza, Berlin (Katalog) | ||
2001 | mehr Licht, dauerhafte Lichtinstallation, Goethe-Institut Rotterdam, mit La Piazza (NL) | ||
2000 | Transmediale Berlin, Lichtraum- und Fassadenprojekt | ||
bewegend, Kunst-und Projektraum Torstraße 111, Berlin | |||
Z 2000 – Positionen junger Kunst und Kultur, Akademie der Künste (Katalog) | |||
1999 | metronom, Lichtinstallation Spreebogen, Siloanlage Lehrter Stadtbahnhof, Berlin | ||
1998 | Studio 5 self generating city, Fassadenprojekt, Fischerinsel-Berlin |
Symphonie der Farben und Formen, 2024
Showroom 21: small is big, 2023
Ich zeichne die Zeit, du malst den Moment, 2022