Margit Hartnagels Ansatz liegt in der Offenlegung des Raumes ins Lichte, ins Klare und in eine Atmosphäre, die in einen warmen Dialog mit dem Inneren des Raumes tritt. Sie setzte sich bereits mit unterschiedlichsten räumlichen Situationen auseinander in Form einer leichten Wandbegleitung bis zur kompletten Neugestaltung zu einem Ort, welcher gehüllt ist in sanfter Beleuchtung der Farbe und Form.
Hier sehen Sie Beispiele dieser bisherigen Neugestaltungen.
Statement von Margit Hartnagel:
"In meinen Beitrag für die APG entwickelte ich zwei identische Wandmalereien, die in einer Breite von über zwei Metern je ein horizontales, blassrotes Oval variieren. Form, Größe und Farbe beider Ovale, die in breiten, mit dem Pinsel aufgetragenen Streifen direkt auf die Wand gemalt wurden, sind jeweils gleich, jedoch unterscheiden sich beide in der Stärke und Richtung ihres Farbauftrages. Die Ovale sind um eine leere (weiße) Fläche konturiert, die durch die rote Farbe gleichsam „umrandet“ wurde. So verläuft der Farbauftrag bei Movement (in) stärker von außen nach innen, wodurch der äußere Rand des Ovals scharf umrissen erscheint, während es sich bei Movement (out) genau umgekehrt verhält. Ich intendierte mit diesen zwei korrespondierenden, dabei gegenläufigen Formen die Veranschaulichung von stufenweisen Übergängen, die durch Annäherung verschiedener Systeme oder Zustände zueinander entstehen. Innen verläuft nach außen und umgekehrt. Die Arbeit versteht sich als eine malerisch-konkrete Aussage über räumlich-relationale Komponenten. Diese beiden harmonischen Ovale entwerfen sich wie Yin und Yang der chinesischen Philosphie als gegensätzliche Prinzipien und verweisen auf keinen Kontext, wirken in ihrer minimalisten Sprödheit auf den ersten Blick geradezu hermetisch und streng. Jedoch wird durch den malerisch lebendigen Farbauftrag und die händische, nicht abgeklebte stufenweise Annäherung der Grenzzonen eine atmosphärische Stimmung erzeugt."
Ein Projekt in "Artoffice under Construction: Ein Kunstprojekt der Austrian Power Grid
Statement von Margit Hartnagel:
"Der NEUE, HELLE BODENBELAG setzt sich bereits vor dem Eingang vom bisherigem dunklen ab und markiert begleitend den Eintritt in den Abschiedsraum. Durch den WEIßEN, SEMITRANSPARENTEN VORHANG wird schon von außen die Intimität und Ruhe spürbar, die Gestalt der heiligen Barbara erahnt. Eingetreten in diesen Raum umgeben uns unmittelbar Stille und Licht. Hell lasierte HOLZHOCKER aus Ahorn laden ein, Platz zu nehmen. Förden aber auch Wachheit durch nicht anlehnen können, sich selbst aufrecht halten. Geben durch ihre sinnliche Materialität, gewachstes Holz und durch ihre Klarheit in Form und Handwerk (Vollholz, Schwalbenschwanzverbindung….) Sicherheit und Verankerung ohne ablenkend zu sein. Der Ahorn ist der Baum der Besinnung. Lässt Menschen, die gestresst sind oder einen Schock erlebten, wieder ihre Ruhe finden. Der TEXT AN DER WAND möchte inhaltlich, aber auch durch seine Gestaltung eine spirituelle Stütze sein. Die Buchstaben sind in die Wand eingekratzt. Der Text bleibt somit subtil im Hintergrund und ist doch präsent. Inhaltlich lässt er Trost, Zuversicht und auch Kraft finden. In der Mitte des Raumes wird der Sarg aufgebahrt. Die bunten Blumenkränze sind die einzigen Farbakzente im hell-weiß-licht gehaltenen Raum. Die helle, lichte und kontemplative Atmosphäre wird vor allem auch durch den hellweißen LEHMPUTZ (gutes Raumklima: offenporig, atmend) und die lasierende Malweise gefördert. Durch die Zugabe von feingemahlenem Bergkristall entsteht einerseits ein feines glitzern und zartes aufleuchten, aber auch dessen energetische Bedeutung, in der Förderung von hohen lichtvollen Energien und der Abwehr von tiefen, dunklen, trägt positiv zur Befindlichkeit des Ortes bei. Der Sarg steht direkt vor dem kreisrunden mittigen LICHTWERK „Schwelle“. Feine Abstufungen, durch Überlagerungen von Papierkreisen, führen die materielle Dichte der Wand in immer hellere Bereiche, um letztendlich ganz in einen lichten, hellen Raum überzugleiten, der strahlt und leuchtet wie aus sich selbst heraus. Das Licht, das durch die Schichten tragende und durchleuchtende LED- Lichtplatte entsteht, strahlt in den ganzen Raum hinaus und hüllt diesen in eine diffuse, warme Atmosphäre, die vor allem durch die Materialität des mit Bienenwachs bestrichenen und dadurch transparent gemachten Papiers entsteht. Es scheint, wie wenn der Verstorbene in dieses Licht geht oder dieses Licht ihn zu sich zieht. Die Lebenden nehmen Anteil daran. Wenn Sie in ihren Alltag zurückkehren, werden sie dieses Bild innerlich mitnehmen. Das Licht bringt auch die Buchstaben des Textes dezent zum Vorschein. Der Barbara-Statue gibt es eine respektvolle und doch zurückhaltende Präsenz. Diese steht geschützt in einer Nische. Die NISCHE IST MIT GOLDGLITZERPARTIKEL ausgemalt und deutet damit einerseits die Würde und Heiligkeit der Gestalt an, aber auch die Freude und Leichtigkeit, die sie durch ihren unbeirrbaren Glauben verkörpert. Das Gold korrespondiert mit den goldenen Nischen im Gang, setzt sich aber auch von der Schwere und Dichte dieser bewusst ab, indem die weißen Zwischenräume der Goldpartikel einen tanzenden, leichten Eindruck erzeugen. Die Erscheinung der Schutzpatronin als die dunkle, die Verbergende, jedoch aber auch als die Wärmende, die für Fülle, Wohlstand und Lebensfreude steht, wird durch diese Gestaltung unterstützt. Als Pendant zum „Erdraum“ (bereits von einem anderen Künstlerteam gestalteter Abschiedsraum) ermöglicht der „Lichtraum“ eine andere Sichtweise auf den Tod. Die Gesamtgestaltung des Abschiedsraumes als „spiritueller Ankerplatz“ ordnet sich einerseits in die bisherige Neugestaltung der Abschiedshalle gut ein, aber erweitert diese auch sinnvoll. Der Abschiedsraum kann zu einem spirituellen Ankerplatz werden, auch ohne unmittelbares Betroffen Sein durch Todesnähe. Die Erfahrung der Schwelle, des Überganges, kann für alle Menschen in besonderen Zeiten eine Hilfe sein, und erweitert bzw. setzt somit den Friedhofsort in einen Kontext künstlerisch - spiritueller Auseinandersetzung auch Jenseits von Tod und Sterben."
Realisiert in 2016